Vorstellung

Es ist fast unmöglich, Peter Thomas zu beschreiben – unmöglich schon deshalb, weil er sich bestimmt weigern würde, sich beschreiben oder in eine Schublade stecken zu lassen. Peter Thomas im Leben wie in seiner Musik, das heißt, ständig überrascht zu werden (alles ist möglich), glücklicherweise zumeist in positiver Hinsicht. Er ist ein genialer Pedant, und nichts, wirklich nichts, was ihn oder seine Musik betrifft, überläßt er dem Zufall; Normen scheint er bei seinen Einfällen und seiner Experimentierfreudigkeit nicht zu kennen. Um seine Ideen zu verwirklichen, verwendet er gezielt seine ungeheuere Energie ('Ich bin ein Steher, wenn andere schon umfallen ...'), seine Spontaneität ('Wenn Sie soweit sind, setze ich mich in den nächsten Flieger...') und sein musikalisches und technisches Wissen. Er ist ein Multiinstrumentalist, der Live-Einspielungen einem Studiomix vorzieht, aber trotzdem die neueste Studiotechnik kennt und sie keinesfalls ausschließt. Mit ihm zu arbeiten, das ist Aktion und Auseinandersetzung (letzteres jedoch im Sinne von 'sich ernsthaft mit etwas auseinandersetzen'); beides, gepaart mit einer guten Idee, ist die ideale Kreativität. Das Ergebnis ist leicht vorstellbar – die Musik von Peter Thomas ist 100 Prozent Peter Thomas.
Seine große Zeit als Filmkomponist begann 1961 mit dem Edgar-Wallace-Film 'Die seltsame Gräfin', und bald folgte ein filmmusikalisches Highlight dem anderen. Die Reihe scheint endlos: 'Das Rätsel der roten Orchidee', 'Der Zinker', 'Das indische Tuch', 'Ein Alibi zerbricht', 'Zimmer 13', 'Der Hexer', 'Das Verrätertor', 'Der unheimliche Mönch', 'Der letzte Mohikaner', 'Onkel Toms Hütte', 'Das Geheimnis der weißen Nonne', 'Die Schlangengrube und das Pendel', 'Im Banne des Unheimlichen', die Jerry-Cotton-Filme und vieles mehr. Seine Karriere als TV-Komponist verlief parallel dazu erfolgreich mit seinen Kompositionen zu den Kriminalreißern 'Es ist soweit', 'Die Schlüssel', 'Melissa', 'Babeck', '11 Uhr 20', 'Der Diamantenprinz' oder 'Hotel Royal'.
Nebenbei sei hier noch erwähnt, daß er Esther und Abi Ofarim nicht nur entdeckte, sondern ihnen mit dem Album 'Melodie einer Nacht' auch zur Weltkarriere verhalf. Die Serie 'Raumpatrouille' ('Orion') avancierte durch seine Musik zum Kult oder umgekehrt. Auf dieser CD sind seine bisher unglaublicherweise großenteils unveröffentlicht gebliebenen Kriminalfilmmusiken der frühen sechziger Jahre zu hören. Bei der beliebten und erfolgreichen Edgar-Wallace-Serie konnte er sich frei entfalten, denn diese Filme lebten von Abwechslung und Überraschung. Getragen von den einfallsreichen Musikarrangements und gespielt vom 'Peter-Thomas-Sound-Orchester', wirken die Aufnahmen selbst heute noch ihrer Zeit weit voraus. Viel Vergnügen mit diesem Rückblick auf die Musik, die Peter Thomas den Ruf eingebracht hat, 'der Hexer der Filmmusik' zu sein.
Arild Rafalzik, Produzent

Diskographie: Musik von Peter Thomas 1